Antje, ihr habt mit eurer Arbeit zur Wiesenweihe ein sehr spezifisches Angebot. Wie kam es zu eurem Engagement für diesen seltenen Greifvogel und was ist das Besondere an eurem Angebot?
2010 entdeckte Helmut die ersten seltenen Wiesenweihen, eine Greifvogelart, im Fläming und begann mit der Schutzarbeit. Das Besondere an dieser Vogelart ist es, dass die Wiesenweihe nicht auf Bäumen, sondern auf dem Boden in Getreidefeldern brütet und zur Erntezeit die Jungen noch im Nest sitzen. Daher muss das Nest lokalisiert und mit einem Gatter gegen Bodenräuber geschützt werden. Der Schutz vor dem Mähdrescher wird in Absprache mit den Landwirt*innen durchgeführt. Eine gute Zusammenarbeit zwischen Landwirt*innen und Naturschützer*innen ist deshalb von ausschlaggebender Bedeutung, um die Wiesenweihen vor dem Aussterben zu bewahren. Damit das gelingen kann, habe ich ein Bildungskonzept für nachhaltige Entwicklung erarbeitet.
Wie kommt ihr mit der Zielgruppe Landwirt*innen in Kontakt/wie erreicht ihr einen guten Kontakt?
Wir sprechen die Landwirt*innen, auf deren Feldern wir Wiesenweihen lokalisiert haben, direkt an und klären über die seltene Wiesenweihe und deren Schutzstatus laut Roter Liste auf. Wir übernehmen dann die komplette Schutzarbeit und sorgen dafür, dass die Landwirt*innen für ihre Mithilfe eine freiwillige Aufwandsentschädigung durch die staatliche Vogelschutzwarte Brandenburg erhalten.
Was hat euer Angebot schon bewirkt?
Unser Angebot hat dazu geführt, dass die Landwirt*innen doch recht stolz auf “ihre“ Wiesenweihen sind und sich nun darüber freuen, einen Beitrag zur Artenvielfalt für die ganz besonders hart getroffenen Vögel der Agrarlandschaft leisten zu können. Dafür wurden wir im Jahr 2022 mit dem Brandenburger Naturschutzpreis ausgezeichnet und die Laudatio hielt ein Landwirt.
Welche weiteren Nachhaltigkeitsbereiche werden in eurer Bildungsarbeit thematisiert?
Den Rahmen für unser Handeln im Wiesenweihenschutzprojekt bilden mehrere Ziele für nachhaltige Entwicklung (SDGs). Diese sind:
- SDG 15: Leben an Land – dem Verlust der biologischen Vielfalt ein Ende setzen
- SDG 17: Partnerschaften - alle gesellschaftlichen Akteur*innen/organisierte Zivilgesellschaften sollen einen Beitrag leisten, um die Ziele für nachhaltige Entwicklung zu erreichen; nachhaltige, faire Konsum- und Produktionsweisen etablieren
- SDG 12: nachhaltiger Konsum und Produktion - durch Informationen und Mit-Mach- Aktionen stärken
- SDG 4: hochwertige Bildung - lebenslanges Lernen fördern
2022 seid ihr mit dem BNE-Zertifikat ausgezeichnet worden. Was hat euch dazu bewogen, in diesen Prozess zu gehen und welche Erfahrungen und Erkenntnisse gab es?
Wir wollen ein neues Naturbewusstsein durch Vermittlung von Artenkenntnis und Verbundenheit zur Natur vor der eigenen Haustür schaffen und damit bewirken, dass sich Menschen in der Lage sehen, sich für deren Erhalt einzusetzen.
Habt ihr Tipps für Akteur*innen, die noch ganz am Anfang stehen?
Traut euch ungewöhnliche Wege zu gehen und macht die „Fünf plus- Weiterbildung für Anbieter*innen der Bildung für nachhaltige Entwicklung“. Bei der Ideenentwicklung versucht keine Schere im Kopf haben!
Was plant ihr zukünftig, um euch im Bereich eurer BNE-Arbeit weiterzuentwickeln?
Wir möchten das Konzept zum Erhalt der Wiesenweihen gerne an die Landwirtschaftsschulen bringen, und wir stellen unser Konzept auf Tagungen der Bauern/Bäuerinnen vor.
Vielen Dank für das Interview!
Kontakt: waldmeiset-onlinede
Website: https://www.wiesenweihen-brandenburg.de/
Fotos: Antje Drangusch