2024 seid ihr mit dem BNE-Zertifikat ausgezeichnet worden. Wie war euer Weg in die BNE?
Unser Weg in die BNE begann mit dem Bekanntwerden von Feldheim als Ort, der sich vollständig mit Erneuerbaren Energien versorgt. Angesichts des großen Interesses zahlreicher Besucher*innen haben wir es uns zur Aufgabe gemacht, zu vermitteln, wie Feldheim die Energiewende vollzogen hat und welchen Beitrag die Erneuerbaren für eine nachhaltige Energieversorgung leisten. Und weil es dabei immer um die Zukunft geht, war es ein kleiner Schritt, unser Angebot auf die heranwachsende Generation, Kinder vom Kita- bis zum Hochschulalter, auszudehnen. Der große Schatz an Wissen und Methoden, die im BNE-Bereich dazu zur Verfügung stehen, hat uns dabei sehr geholfen.
Wie kann man sich die Bildungsarbeit bei euch vor Ort vorstellen?
Unsere Bildungsarbeit ist praxisnah, interaktiv und orientiert sich an den Prinzipien der Bildung für nachhaltige Entwicklung (BNE). Besonders bei unseren Projekttagen im Neue Energien Forum Feldheim setzen wir auf anschauliches Lernen durch eigene Erfahrungen. An verschiedenen Lernstationen erkunden die Schüler*innen die Themen Wind-, Solar- und Biogasenergie – begleitet von spannenden Experimenten, die das technische Verständnis fördern. Ein besonderes Highlight ist die Besichtigung der Windenergieanlage E115, bei der die Dimensionen moderner Windkraft hautnah erlebbar werden. Auch in den Pausen bleibt es aktiv: Mit dem SmoothieBike können sich die Teilnehmenden ihren eigenen Smoothie „erradeln“ und an unserer Carrera-Bahn, die per Energie-Fahrrad betrieben wird, wird spielerisch Energieerzeugung erfahrbar gemacht. So verbinden wir Lernen mit Erleben – und machen Nachhaltigkeit greifbar.
Ihr sprecht ein breites Spektrum an Zielgruppen an. Wie schafft ihr es, eure Bildungsangebote zu dem komplexen Thema Energie auch für Kinder interessant und verständlich zu gestalten? Welche Methoden zur Wissensvermittlung eignen sich dafür?
Um das Thema Energie auch für Kinder spannend und verständlich zu gestalten, setzen wir auf eine altersgerechte und handlungsorientierte Vermittlung. Unsere Bildungsangebote sind so aufgebaut, dass sie zum Mitmachen einladen und komplexe Inhalte durch eigenes Erleben begreifbar machen.
Besonders wirkungsvoll sind dabei unsere bereits erwähnten Lernstationen, an denen die Schüler*innen selbst aktiv werden können. Für Kita-Gruppen bieten wir zusätzlich eine Windrallye durch den Windpark an. Auf dem Weg zum Windrad lösen die Kinder an verschiedenen Stationen spielerisch Aufgaben rund um das Thema erneuerbare Energien. So wird das Lernen zu einem gemeinsamen Erlebnis, das Neugier weckt und das Verständnis von Nachhaltigkeit fördert.
Welche Erfahrungen konntet ihr aus dem Prozess der Zertifizierung mitnehmen?
Der Weg zur BNE-Zertifizierung war für uns eine wertvolle Gelegenheit zur Selbstreflexion und Weiterentwicklung. Besonders bereichernd war der intensive Austausch im Team – wir haben unser Leitbild entwickelt, unsere Bildungsangebote durch den Abgleich mit dem brandenburgischen BNE-Qualitätskatalog gezielt weiterentwickelt und neue Perspektiven auf unsere pädagogische Arbeit gewonnen. Die Zertifizierung hat uns darin bestärkt, unseren Weg konsequent weiterzugehen und BNE dauerhaft in unserem Programm zu verankern.
Was plant ihr zukünftig, um euch im Bereich eurer BNE-Arbeit weiterzuentwickeln?
Um unsere Bildungsarbeit im Sinne der BNE weiterzuentwickeln, setzen wir verstärkt auf Kooperationen mit anderen BNE-Akteur*innen und Bildungsträgern, wie beispielsweise Schulen und Vereine. Derzeit planen wir eine Kooperation mit einer Jugendherberge, um auch Klassen aus ferner Umgebung bzw. aus anderen Bundesländern zu erreichen.
Eine langjährige Partnerschaft besteht bereits mit der Gesamtschule Treuenbrietzen: Jedes Jahr besuchen uns die 9. Klassen - für die kommenden Projekttage ist das Thema Berufe in den Erneuerbaren Energien geplant. Mit der Montessori-Schule Treuenbrietzen haben wir darüber hinaus ein Projekt namens Ein Königreich für die Zukunft (Buch: Leuchtpol-Förderverein NaturGut Ophoven), das sich über ein ganzes Jahr streckt und wobei uns vierteljährlich eine Klasse in Feldheim besucht. Dabei erleben Kinder der 1. bis 3. Klassen die vier Jahreszeiten im Zusammenhang mit verschiedenen Energieformen: Im Frühling die Kraft des Wassers, im Sommer die Kraft der Sonne, im Herbst die Kraft des Windes und im Winter dreht sich alles um das Thema Strom.
Gibt es Ansätze das energieautarke Leben auf andere Städte oder Dörfer zu übertragen?
Ja, das energieautarke Modell, wie es in Feldheim umgesetzt wurde, dient inzwischen bundesweit als Vorbild. Viele Kommunen interessieren sich für ähnliche Konzepte, besuchen unser Neues Energien Forum und erfahren bei uns, wie sich lokale Ressourcen, Bürgerbeteiligung und dezentrale Energieversorgung kombinieren lassen. Uns ist bekannt, dass es auch weitere kleine Orte in Deutschland gibt, die sich ebenfalls energieautark versorgen. Feldheim war dabei jedoch das erste energieautarke Dorf Deutschlands.
Was könnt ihr BNE-Anbieter*innen, die sich im Rahmen des Whole Institution Approach (WIA) mehr mit dem Thema Erneuerbare Energien auseinandersetzen wollen, empfehlen?
Die Leitbild-Entwicklung und der Abgleich unseres Tuns mit dem WIA hat uns gezeigt, wie vielseitig und vielschichtig Nachhaltigkeit gedacht werden kann. Wir empfehlen daher allen BNE-Anbieter*innen, die sich ebenfalls auf den Weg machen, nicht zu verzagen, wenn das Ziel zwar näher rückt, aber nicht gleich erreicht wird. Die Energieversorgung ist ein zentraler Punkt, an dem Nachhaltigkeit mitgedacht werden kann – und in den meisten Fällen haben wir die Chance, uns für die Erneuerbaren zu entscheiden. Machen wir diese Entscheidung für unsere Gäste transparent und nachvollziehbar, können wir durch unser eigenes Handeln zum Vorbild werden. Und am Vorbild, da ist sich die Forschung sicher, lernt es sich am nachhaltigsten.
Vielen Dank für das Interview!
Kontakt: infonef-feldheimde
Website: https://nef-feldheim.info/
Instagram: https://www.instagram.com/nef_feldheim/
Fotos: NEF-Feldheim