Vom Morgenkaffee bis zum Sternenhimmel – nachhaltige Themenzimmer

Beschreibung

Im Projekt wurden gewöhnliche Übernachtungszimmer in spielerische Lernorte umgewandelt. Über den Bildungsansatz des Casual Learning werden Nachhaltigkeits-Impulse in den Aufenthalt der Gäste integriert. Sie können sich in ihren Zimmern mit ausgewählten Themenbereichen näher beschäftigen und lernen so fast nebenbei etwas über Nachhaltigkeit und globale Gerechtigkeit. Gleichzeitig wurde darauf geachtet, die Zimmer nicht zu überfrachten, sodass sich die Themen nicht aufdrängen, sondern einladen. Die Themenschwerpunkte sind Wasser, Ernährung, Mobilität, Schokolade, Bunte Wiesen, Textil, Vielfalt, Kaffee, Lebensraum Havel und Sternenlicht. Als Beispiel wird das Zimmer Vielfalt vorgestellt: Dieses enthält drei hochwertige Bilder aus einem vergangenen, inklusiven Seminar, die Lust auf das Thema machen. Es gibt verschiedene Flyer mit Informationen zu geschlechtlicher und sexueller Vielfalt sowie ein Buch über strukturellen Sexismus. Mit verschiedenen Vorlagen und Fragen zu Diversität werden die Menschen eingeladen, sich selbst Gedanken zu machen und diese anonym zu sammeln und mit anderen zu teilen. Abgerundet wird das Zimmer mit passender Dekoration, die mehrere Sinne anspricht: einem Holz-Regenbogen, ein Podcast-Tipp sowie buntem Masking-Tape zum Einkleben der Vorlage in ein Buch. Für den Alltag gibt es Tipps, wie sprachliche Diskriminierung vermieden werden kann. Drei Themenzimmer konnten schon 2021 eingerichtet und etabliert werden. Höhepunkte dabei sind Momente, wenn sich die Gäste beim Frühstück über die Themen „ihrer“ Zimmer austauschen. So tragen die Themenzimmer zum Konzept „Leben und Lernen unter einem Dach“ bei. Nach den guten Erfahrungen der ersten Zimmer wurden in 2022/23 sieben weitere Zimmer konzipiert und eingerichtet.

 

Bearbeitete Themenbereiche

  • Gesundheit
  • Ernährung
  • Gerechtigkeit und Antidiskriminierung
  • Wasser
  • Wirtschaft und Globalisierung
  • Mobilität und Verkehr
  • Ressourcen, Konsum, Produktion und Abfall
  • Klima- und Umweltschutz
  • Biologische Vielfalt

Regionaler Kontext/lokale Bezugspunkte

Das Zimmer "Lebensraum Havel“ gibt Einblicke in die Umgebung unserer Bildungsstätte. Es gibt eine Karte der Region, auf der touristische, historische und faunistische Highlights wie der nahe gelegene Sternenpark, die Rohrweberei in der Nachbarstadt und Biberspuren in der Region beschrieben werden und zum Besuchen einladen. Zudem laden ein Thermometer und eine Unterwasserkamera dazu ein, die Havel hautnah zu erkunden. Auch Zimmer wie „Bunte Wiesen“ und „Sternenlicht“ haben lokale Bezugspunkte.

Inhalte mit überregionaler/globaler Relevanz

In den Themenzimmer können sich die Gäste mit einem speziellen auseinandersetzen. So gibt es bspw. im Kaffee-Zimmer eine Weltkarte, die die Bedingungen und kolonialen Strukturen beim Anbau von Kaffee aufzeigt.

Ziele

Mit den Themenzimmern, die sich auf das Konzept des Casual Learnings beziehen, sollen die Gäste für neue, nachhaltige Themen begeistert werden. Die Impulse regen zu einer tiefer greifenden Beschäftigung an und die Menschen können Anregungen in ihren Alltag mitnehmen, um langfristig nachhaltiger zu leben. Gleichzeitig macht der spielerische Ansatz Lust darauf sich mit Themen auseinanderzusetzen. So werden kleine Lernimpulse für lokale und globale Fragen gesetzt.

Zielgruppe

  • Jugendliche
  • Erwachsene
  • Senior*innen
  • Familien

Kooperationen / eingebundene Akteursgruppen

Es gibt Kooperationen mit verschiedenen lokalen Akteur*innen wie der Imkerei am Havelbogen, auf deren Produkte im Zimmer Bunte Wiesen verwiesen wird und die auch vor Ort gekauft werden können. Analog kann faire Schokolade probiert und erworben werden.

Beteiligung

In jedem Themenzimmer gibt es die Möglichkeit zu partizipieren. Im Zimmer Mobilität hängt eine Deutschlandkarte, auf der die Gäste den Anfahrtsweg mit Wolle und Pins darstellen können inklusive farblicher Markierung der Verkehrsmittel. Da die Wolle immer eine Weile hängen bleibt, können die Gäste ihre Anreise mit vorherigen Gästen vergleichen. Viele kleine Aktionen regen zur Beteiligung und zum Gespräch an.

Lernerlebnisse und -erfolge von Teilnehmenden

Die Menschen lernen Details wie die Aufteilung der Kosten für ein T-Shirt im Textilzimmer kennen. Zugleich wird mit Stoffproben und Fakten dazu die Komplexität und verschiedene Aspekte des Themas erläutert. Außerdem lernen sie die Auswirkungen auf Arbeiter*innen in Textilfabriken in anderen Teilen der Welt und mit vertrauenswürdigen Siegeln Alternativen kennen. Mit Ideen für Second Hand Shops und verlinkten Videos zum Reparieren von Kleidung können sie auch für ihren Alltag etwas mitnehmen.

Voraussetzungen zur Umsetzung

  • ein physischer Ort, an dem Gäste verweilen können und Zeit haben, sich mit den Themen zu beschäftigen
  • Mittelgeber für unsere Sachmittel: Aktion Gesunde Umwelt.

 

Erreichtes und Geplantes

In 2022 waren knapp 150 Gäste in den Themenzimmern untergebracht. Die Themenzimmer bleiben nach Projektende bestehen, sodass die Gäste weiterhin die Gelegenheit haben, sich diesen Themen zu widmen. Neben den vielen Gästen war auch Petra Budke bei ihrem Besuch „inspiriert“ von unseren Themenzimmern (5.3.2022, twitter Account @PetraBudke) und würdigte die Idee als etwas ganz Besonderes. Einmal „aufgebaut“ können die Zimmer lange benutzt werden, ohne dass es neue Ressourcen benötigt.

Tipps für Nachahmer*innen

Der Ansatz des Casual Learning: Je nach den örtlich verfügbaren Räumen und Schwerpunkten der Akteur*innen können passende Themen aufbereitet werden, sodass die Besucher*innen sich damit beschäftigen können und Handlungen und Anknüpfungspunkte für ihren Alltag finden. Ein großer Vorteil sind die geringen Personalressourcen, sobald die Zimmer/ Themenecke o.ä. einmal etabliert wurden. Die konzipierten Zimmerideen können gerne „kopiert“ werden.

Anbieter*in/Institution

Villa Fohrde Bildungs- und Kulturhaus e.V.

August-Bebel-Str.42
14798 Havelsee OT Fohrde
https://www.villa-fohrde.de

In der Villa Fohrde wird gelebte Nachhaltigkeit sichtbar gemacht und den Menschen bei ihrem Aufenthalt in der Villa verschiedene Impulse gegeben. dabei ist dem Haus der Whole Institution Approach besonders wichtig, sodass selbst vorgelebt wird, was vermittelt wird und der gesamte Ort als ein Ort des Wandels auftritt.