Spotlight BNE-Zertifizierung: Landesjugendring Brandenburg Trägerwerk e.V.

Mit der BNE-Zertifizierung wollen wir in Brandenburg gemeinsam einen Weg hin zur mehr Qualität in der Bildung für nachhaltige Entwicklung gehen. Im Herbst 2022 wurde das Landesjugendring Brandenburg Trägerwerk e.V. mit dem Brandenburger BNE-Zertifikat für ihre Seminararbeit im Rahmen des Freiwilligen Ökologischen Jahres (FÖJ) ausgezeichnet. Das Landesjugendring Brandenburg Trägerwerk ist anerkannter Träger für die Jugendfreiwilligendienste in Brandenburg. Im Rahmen der pädagogischen Arbeit in Form von Seminaren für Teilnehmende am FÖJ partizipieren die Seminarteilnehmer*innen an der Auswahl der Themen, der Vorbereitung und Durchführung der vier Seminarwochen pro Jahrgang und beschäftigen sich so ganzheitlich mit Themen der Nachhaltigkeit. Wir haben mit Sebastian Hemmann über die Auszeichnung und ihren BNE-Weg gesprochen.

Sebastian, schon seit mehr als 25 Jahren bietet das Trägerwerk Freiwilligendienste in Brandenburg an. Wann habt ihr begonnen die Themen Nachhaltigkeit und BNE stärker in eure pädagogische Arbeit einzubeziehen und wie hat sich das weiterentwickelt?

Ich glaube, diese Themen waren schon immer ein fester Bestandteil des Freiwilligen Ökologischen Jahres. Der Unterschied ist eher, dass wir in den letzten zehn, fünfzehn Jahren angefangen haben, es mehr auch wirklich als BNE zu benennen und wissenschaftliche Erkenntnisse in unsere Arbeit miteinzubeziehen. Da haben wir deutlich von der größeren Präsenz von BNE profitiert und konnten einiges professionalisieren, was vorher eher auf persönlichen Erfahrungen der Pädagog*innen beruhte.

2022 seid ihr für eure Seminararbeit im Rahmen des FÖJ mit dem BNE-Zertifikat ausgezeichnet worden. Was hat euch dazu bewogen, in diesen Prozess zu gehen und welche Erfahrungen und Erkenntnisse gab es?

Das schließt sehr gut an die vorherige Frage an. Wir wollten uns professionalisieren - inhaltlich-pädagogisch aber auch politisch, denn Projekte, die immer von Fördermitteln abhängig sind, brauchen auch Sichtbarkeit. Dafür ist so ein Zertifikat selbstverständlich ein gutes Puzzleteil unserer politischen Arbeit.

Was ist das Besondere in der Umsetzung eurer Seminararbeit und wie integriert ihr Methoden der BNE darin?

Das Besondere ist, dass wir keine Themen festsetzen, sondern wirklich alles, vom Inhalt über Entscheidungsprozesse bis hin zum Essen oder zur Unterkunft, gemeinsam mit den Teilnehmenden planen. Daraus entsteht ehrlich gesagt manchmal auch ein inhaltliches Chaos, aber die Rückmeldungen der Freiwilligen zeigen uns sehr deutlich, dass wir sie damit sehr gut in ihrer Kompetenzentwicklung und wahrgenommenen Selbstwirksamkeit unterstützen können. Das sind Erfahrungen, von denen einige Teilnehmende ihr ganzes Leben zehren. Wir haben natürlich auch den Vorteil, dass wir ein Jahr lang intensiv mit einer Gruppe arbeiten können.

Partizipation spielt bei euch also eine sehr große Rolle. Habt ihr da Tipps für Akteur*innen, die diesbezüglich noch ganz am Anfang stehen?

Man muss viel Vertrauen in die Menschen haben und als Pädagog*in auch ganz oft die eigenen Ansprüche und Vorstellungen erst einmal beiseitestellen. Traut euch, am Ende kommt etwas Gutes heraus - was das ist, werdet ihr nachher wissen! Gerade in den aktuellen Zeiten, in denen die Demokratie in Gefahr ist, wird dieser Aspekt immer wichtiger. Nur durch die Erfahrung von Selbstwirksamkeit trägt unsere politische Arbeit auch Früchte. Junge Menschen sollen nicht alles einfach schlucken, sondern hinterfragen, um sich gegebenenfalls dann auch zu engagieren.

Was ist euch bei der Auswahl der Lernorte für eure Seminare wichtig?

Ganz pragmatisch: Erreichbarkeit mit öffentlichen Verkehrsmittel und schöne Landschaften in der Umgebung. Wir verbringen gerne viel Zeit draußen, da es uns wichtig ist, in der Natur zu sein. Viele der Themen, die wir bearbeiten, werden draußen erst erfahr- und spürbar.

Was plant ihr zukünftig, um euch im Bereich eurer BNE-Arbeit weiterzuentwickeln?

Seit einer Weile beschäftigt uns das Thema sehr, wie wir mehr Menschen aus unterschiedlichen Milieus und Blasen erreichen. Das ist wichtig für den gesellschaftlichen Dialog und die Demokratie, aber auch aus einer Perspektive der Gleichberechtigung. Durch die immer schlechter werdenden Rahmenbedingungen wird ein Großteil der jungen Menschen in Brandenburg von unserem Projekt effektiv ausgeschlossen. Da wir durch unsere politische Arbeit natürlich auch nicht alles erreichen können, was wir uns erträumen, arbeiten wir daran über diversere Ansprache und Kanäle auch Menschen auf uns aufmerksam zu machen, die bisher nicht bei uns landen. Ich finde es wichtig, dass BNE kein Elitethema wird.

Vielen Dank für das Interview!

Kontakt: foejljr-brandenburgde
Website: https://www.ljr-brandenburg.de/freiwilligendienste/

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Fotos: Landesjugendring Brandenburg Trägerwerk e.V.