Spotlight BNE-Zertifizierung: Naturschutzzentrum Krugpark

Mit der BNE-Zertifizierung wollen wir in Brandenburg gemeinsam einen Weg hin zur mehr Qualität in der Bildung für nachhaltige Entwicklung gehen. Im Herbst 2022 wurde das Naturschutzzentrum Krugpark mit dem BNE-Zertifikat für ihr Bildungsangebot „Brandenburg summt - Kleine Superhelden im Pelzmantel“ ausgezeichnet. Das Naturschutzzentrum Krugpark gehört seit mehr als 30 Jahren als kommunale Einrichtung zur Fachgruppe Umwelt und Naturschutz der Stadt Brandenburg an der Havel. Neben der Organisation von praktischen Naturschutzmaßnahmen und der Unterhaltung einer Pflegestation für geschützte Wildtiere steht die Bildung von Menschen aller Alters- und Bevölkerungsgruppen im Mittelpunkt des Wirkens. Dabei werden umwelt- und erlebnispädagogische Ansätze mit dem Konzept der BNE verknüpft. Wir haben mit Andrea Kausmann über die Auszeichnung und ihren BNE-Weg gesprochen.

Foto von Kindern mit Imker
Foto von Eule

Andrea, der Krugpark als Naturschutzzentrum integriert eine Vielzahl verschiedener Angebote -unter anderem betreibt ihr auch eine Wildtierstation. Wie kann man sich die Arbeit bei euch vorstellen und wie integriert ihr die Tiere in eure (BNE-)Angebote?

Die erlebnisorientierte Vermittlung von Wissen und Kenntnissen über natürliche Ressourcen und das Erkennen der Zusammenhänge von ökologischen, ökonomischen, sozialen und kulturellen Prozessen stehen im Mittelpunkt unserer Bildungsarbeit. In Zeiten von Klimawandel und dramatischem Artensterben ist es wichtig, möglichst viele Menschen zu aktivieren. Die Pflegestation für geschützte Wildtiere bietet neben der eigentlichen Artenschutzfunktion auch die Möglichkeit, hautnah auf die Lebensbedürfnisse von Tieren aufmerksam zu machen, Empathie zu entwickeln und Lösungsansätze für den Erhalt der Arten zu vermitteln. Etwa 250 – 300 verletzte, kranke oder noch nicht allein lebensfähige Wildtiere werden jährlich von den Tierpfleger*innen der Pflegestation aufgenommen und zur Wiederauswilderung vorbereitet. In den Volieren im Wald verbleiben Tiere, die nicht ausgewildert werden können. Bereits in ersten Bürgergesprächen werden Kenntnisse zu den Tieren und Anregungen zum Artenschutz weitergegeben. Informationstafeln bieten erste Möglichkeiten, sich zu informieren. Neben den Volieren gibt es den Lehrbienenstand. Hier können Parkbesucher*innen selbstständig Kenntnisse zu Wild- und Honigbienen erfahren. Natürlich werden diese örtlichen Möglichkeiten auch während der Bildungsveranstaltungen genutzt. Besonders beliebt sind die Igelprojekte, die alljährlich im Herbst stattfinden. Einmal die Stachelspitzen der kleinen Tiere zu berühren, ist ein einmaliges Erlebnis für die Kinder.

2022 seid ihr für das Projekt „Brandenburg summt - Kleine Superhelden im Pelzmantel“ mit dem BNE-Zertifikat ausgezeichnet worden. Was hat euch dazu bewogen, in den Zertifizierungs-Prozess zu gehen?

Besorgniserregende Forschungsergebnisse, die 2017 veröffentlicht wurden, belegen, dass mehr als 75 Prozent der Gesamtmasse an Fluginsekten aus Teilen von Deutschland verschwunden sind. Aber nicht nur die Anzahl der Insekten nimmt dramatisch ab, sondern auch die Vielfalt der Arten -  50 – 80 % der Arten sind vom Aussterben bedroht oder bereits ausgestorben.  Auch die beim NABU-Regionalverband Brandenburg /Havel beheimatete Gruppe lokaler Entomologen musste diese Entwicklungen beobachten. Gemeinsam mit verschiedenen Netzwerkpartner*innen entstand die Initiative „Brandenburg summt“, die sich seither mit Aktionen, Projekten und Öffentlichkeitsarbeit um den Erhalt der Insektenvielfalt in der Stadt Brandenburg bemüht. Mit dem Bildungsangebot „Brandenburg summt – Kleine Superhelden im Pelzmantel“ entwickelte das Team des Naturschutzzentrums Bildungsveranstaltungen für Kinder vom Vorschul- und Grundschulalter, die den Teilnehmer*innen die unglaubliche Vielfalt und enormen Leistungen der Wild- und Honigbienen für die Natur und Menschen veranschaulichen. Es war und ist dem Team wichtig, dass die Inhalte der Veranstaltungen den hohen Qualitätsansprüchen und den Grundsätzen von BNE gerecht werden. Einerseits geben Pädagog*innen und Teilnehmer*innen positives Feedback nach dem Besuch der Veranstaltungen, zum anderen hilft der kritische Blick von außen, Bildungsinhalte und -methoden zu verbessern. Die Zertifizierung ist ein guter Weg dafür.

Was ist das Spezifische an dem Angebot und welche Methoden guter BNE setzt ihr darin um?

Um den Teilnehmer*innen die Möglichkeit zu bieten, möglichst intensiv und selbstständig bei der Erarbeitung der Bildungsinhalte beteiligt zu sein, werden Gruppenstationen angeboten. Je Gruppe arbeiten 5 – 7 Kinder zusammen.  Die Stationen werden so gestaltet, dass selbstständiges Erleben und Erproben im Vordergrund stehen. Kreativität und Miteinander werden gefördert, ebenso der Umgang mit Bildungsmaterialien und Medien. Es werden Beobachtungen in der Natur angestellt, die Kinder lernen mit Mikroskopen umzugehen, nutzen Werkstatt und Lehrküche. Sie agieren in authentischen Situationen, reflektieren das Erlernte und kooperieren in der Gruppe.

Wie konntet ihr die Beratung im Rahmen des Zertifizierungs-Prozesses für euch nutzen – was hat das verändert?

Im Rahmen der Zertifizierung haben wir gelernt, Inhalte zu hinterfragen und gemeinsam zu verändern. Besonders der Blick über den sogenannten Tellerrand hinaus ist mehr in den Fokus gerückt. Welche Auswirkungen haben unsere Handlungen sowohl lokal als auch global?

Was plant ihr zukünftig, um euch im Bereich eurer BNE-Arbeit weiterzuentwickeln?

Zukünftig wollen wir bestehende Bildungsprojekte auf ihre Aktualität hinterfragen und neue Inhalte im Sinne von BNE aufnehmen. Das Naturschutzzentrum ist seit November 2022 Netzwerkpartner des bundesweiten Projektes „Bildung Klima plus 56“ und wird intensiver an Klimabildungsinhalten arbeiten.

Welchen Tipp habt ihr für Akteur*innen, die noch am Anfang stehen?

Der Prozess der Zertifizierung ist zeitaufwendig, aber lohnenswert. Zusammenarbeit ist sehr wichtig, sowohl im Team als auch mit anderen Partner*innen. Netzwerktreffen, Fortbildungen und BNE-Materialien sind sehr hilfreich.  Unser Tipp: Nehmt Unterstützungsangebote vom ANU-Team und bereits zertifizierten Einrichtungen wahr.

Vielen Dank für das Interview!

Kontakt: krugpark@stadt-brandenburg.de
Website: http://www.krugpark-brandenburg.de

Fotos: Naturschutzzentrum Krugpark